Sauberes Trinkwasser aus der Leitung, darauf können sich die Verbraucher verlassen! Oder etwa nicht?

Die knapp 6000 kommunale Versorger, die normalerweise für einen reibungslosen Ablauf sorgen, warnen vor einer zunehmenden Belastung der Gewässer. Neben Gülle und Pestizide werden Arzneimittel als Übeltäter benannt.

Selbst mit aufwendigsten Reinigungsverfahren können Arzneimittel-Rückstände nicht zu 100 Prozent herausgefiltert werden. „Ein Klärwerk ist kein Reparaturbetrieb“ bestätigt Martin Weyand, Geschäftsführer des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in Berlin.

Während ältere Schmerzmittelwirkstoffe wie Paracetamol oder Acetylsäure als relativ gut abbaubar gelten, ist das bei Diclofenac – einem Schmerzmittel der neueren Generation –  schwierig. Das Mittel belastet die Umwelt, es kann beispielsweise Vögeln und Fischen schaden.

Auch mit Hormonresten der Antibabypille oder Antibiotika-Rückständen kann es Probleme geben. So können Hormone die Fortpflanzung von Wassertieren beeinträchtigen und Antibiotika-Rückstände können dazu beitragen, dass sich Resistenzen gegen die Wirkstoffe entwickeln.

Über die tatsächlichen Risiken für Mensch und Umwelt sind aus Sicht des BDEW viel zu wenig bekannt. Weyand warnt: „Viele Wirkstoffe lösen sich nicht auf natürliche Weise auf.“  Es sei noch viel zu wenig erforscht, so Weyand weiter, inwieweit Stoffe sich verändern und miteinander reagieren könnten und welche Auswirkung dies habe.

Die Pharmaindustrie als Verursacher sollte in die Verantwortung genommen werden, meint der BDEW. Umweltrisiken müssten bereits vor der Entwicklung von Arzneimitteln stärker geprüft werden, denn nicht nur die Verbrauchsmenge wächst, sondern auch die Zahl der Wirkstoffe. Weyland betont: „Der Druck auf die Gewässer wird Zunehmen und die Versorger werden dieses Problem nicht allein lösen können.“

Aus Sicht der Wasserversorger wäre ein Teil der Belastung durch Arzneimittelrückstände ganz leicht vermeidbar, wenn ein erheblicher Teil nicht verbrauchter Arzneimittel nicht in der Toilette sondern in der Restmülltonne entsorgt würde.

Auch die EU hat das Problem mittlerweile erkannt und arbeitet an einer Lösung des Problems.

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